Die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung (ZfP) liefert wichtige Informationen zur Qualität von Bauteilen oder Konstruktionen. Die Gebrauchstauglichkeit der geprüften Bauteile wird durch die ZfP nicht beeinträchtigt.
Die Sichtprüfung (Visual Testing VT) zählt zu den wichtigsten zerstörungsfreien Prüfverfahren und wird z. B. durch die Normenreihe EN 1090 für alle Schweißverbindungen gefordert. Oberflächenprüfverfahren, wie die Eindringprüfung (Penetrant Testing PT), oft als Farbeindringprüfung oder Rot-Weiß-Prüfung bezeichnet, oder die Magnetpulverprüfung (Magnetic Particle Testing MT), umgangssprachlich als Fluxen bezeichnet, sind etablierte Prüfverfahren in vielen Industriebereichen. Sie finden im Anlagenbau, Maschinenbau, Stahlbau, Kraftwerksbau oder Fahrzeugbau Anwendung.
Ultraschallprüfungen (Ultrasonic Testing UT) und Durchstrahlungsprüfungen (Radiographic Testing RT) - umgangssprachlich als Röntgenprüfungen bezeichnet - liefern Informationen zum Bauteilvolumen, so dass auch innere Fehler wie Risse, Schlacken, Poren oder Bindefehler gefunden werden können.
Auf dem Gebiet der ZfP hat man die Möglichkeit Qualifizierungslehrgänge zu besuchen und anschließend eine Zertifizierung gemäß ISO 9712 zu beantragen. Der TÜV Nord, unser Kooperationspartner bei der Personenzertifizierung, stellt nach Prüfung der erforderlichen Unterlagen ein DAKKS-akkreditiertes Zertifikat aus. Die Zertifikate haben einen weiten Gültigkeitsbereich für die Produktsektoren „Gussteile“, „Schmiedeteile“, „Schweißverbindungen“, „Rohre und Rohrleitungen“ sowie „Walzprodukte“. Für Kunden, die sich ausschließlich mit Schweißverbindungen beschäftigen, bieten sich Lehrgänge zur Sichtprüfung von Schweißverbindungen (VT1/2 w) und Auswertelehrgänge für Durchstrahlungsbilder von Schweißverbindungen (RT2.FI) an. Die Qualifizierung beinhaltet die Lehrinhalte zu drucktragenden Bauteilen, so dass eine Zertifizierung gemäß Druckgeräterichtlinie möglich ist.
Die Zertifikate finden Anerkennung auch über den europäischen Raum hinaus, da die Ausbildung auf internationalen Regelwerken beruht und mit der weltweiten Organisation des TÜV verknüpft ist.
Das personengebundene Zertifikat steigert den persönlichen Marktwert. Zahlreiche Stellenausschreibungen fordern in den Tätigkeitsbeschreibungen ein Zertifikat gemäß ISO 9712.
ISO 9712 beschreibt drei Qualifizierungsstufen mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Nach Autorisierung durch den Arbeitgeber darf:
Die Zertifizierung in der Stufe 2 ermöglicht die Autorisierung des Zertifikatsinhabers zu einer eigenverantwortlichen Prüfung und Bewertung nach Regelwerken. So können Prüfungen durch betriebseigene Mitarbeiter durchgeführt werden und Kosten für entsprechende Dienstleistungen entfallen.
Neben der Weiterbildung gemäß ISO 9712, bietet der Lehrgang zum Schweißgüteprüfpersonal gemäß IIW-Richtlinie allen Schweißfachingenieuren/ innen und Schweißfachmännern die Möglichkeit, sich in einem kurzen Zeitraum mit dem Themenkomplex der ZfP vertraut zu machen. Die Verknüpfung der schweißtechnischen Vorbildung mit dem prüftechnischen Wissen ermöglicht es dem Schweißgüteprüfpersonal, die Prüftätigkeiten besonders gezielt zu definieren und Rückschlüsse abzuleiten die für die Qualität der Schweißverbindung bedeutsam sind.